Die PA 6.6 Engpässe nehmen kein Ende…

Das „schwarze Gold“ der Automobilindustrie: Polyamid 6.6 oder kurz PA66. Einer der ersten Kunststoffe überhaupt, auch als Nylon bekannt, ist mit den idealen Eigenschaften wasser-& hitzebeständig (-33° bis +120° Celsius!) eines der wichtigsten, wenn nicht das beliebteste Produktionsmittel der Automotive und Elektronik-Industrie. Für die Herstellung des Polyamids ist die Komponente „Adiponitril“ (ADN) notwendig, der Übeltäter der laufenden Engpässe seit 2017.

Ascend und Invista in den USA, ein Joint-Venture von Solvay und Invista in Europa. Das sind die Hersteller des Adiponitril, notwendig für das Polyamid 6.6. ADN ist giftig, sowie hochexplosiv. Nachdem ein Hersteller in Japan ein komplett neues Werk entwickelt und erbaut hat, es dann allerdings bei einer von ADN ausgelösten Explosion völlig zerstört wurde, scheuen sich bisher die meisten, neue Anlagen zu bauen. Neben diesen Risiken ist zu beachten, dass die technischen Kunststoffe wie PA insgesamt nur ca. 1% der Kunststoffproduktion einnehmen. Das richtige Geld läuft hier in die Verpackungs-kunststoffe. Neue Hersteller werden sich deswegen nur schwer finden. Dafür plant Ascend in den USA den Ausbau eines seiner Werke, wo sie bald 180Kt mehr ADN produzieren können. Invista bringt sein Know-How nach China, und erbaut dort eine neue ADN-Anlage mit einer Kapazität bis zu 350 Kt ADN im Jahr. Mit diesen neuen bzw. vergrößerten Anlagen kann die Branche aber erst ab frühestens 2022/23 rechnen. Bis dahin werden die Engpässe und Preissteigerungen (seit 2017 um ca. 40%) jedoch noch weiter zunehmen. In Frankreich wird die Anlage 2019 gewartet, das nimmt 2-3 Monate in Anspruch. Währenddessen ist die Anlage stillgelegt. Damit fehlt gut ein Viertel der weltweiten Produktion in diesen Monaten.

Also gilt es für die Einkäufer weiterhin gut zu planen. Herr Thomas Löscher arbeitet für die Karl Rejlek GesmbH eng mit Lieferanten und Kunden zusammen, um PA 6.6 möglichst gezielt einzusetzen und mit den Lagerständen gut hauszuhalten. Bei rund 250t, die hier im Haus jährlich verarbeiten werden, gleicht das einer strategischen Meisterleistung.

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